Drei Fragen an...
Lernen Sie die Menschen am Institut für Romanistik näher kennen
Hannah Barmüller
Praedoc mit Zukunftsvisionen
Du kennst das Institut für Romanistik der Universität Graz bereits sehr gut, hast Du doch Dein Bachelor- und Masterstudium für Romanistik (Französisch) und Germanistik hier mit großem Erfolg abgeschlossen. Wie fühlt es sich an, jetzt auf der anderen Seite zu stehen und seit 1. Mai 2024 als Praedoc-Mitarbeiterin am Institut tätig zu sein?
Nach acht Jahren – ich habe meine Studien in Romanistik und Germanistik 2016 begonnen – nun auf der anderen Seite zu stehen und hier am Institut Praedoc-Mitarbeiterin zu sein, ist etwas ganz Besonderes für mich. Einerseits könnte man meinen, dass sich nicht allzu viel geändert hat, zumindest hinsichtlich der Räumlichkeiten, in denen ich mich bewege (lacht). Natürlich ist mir die Romanistik nach dieser langen Zeit als Studierende sehr vertraut geworden und auch schnell ans Herz gewachsen. Andererseits hat sich aber doch alles verändert und ich bin dabei das Institut noch einmal „neu“ kennenzulernen – dieses Mal nicht mehr als Studentin, sondern als aktives Mitglied in der Lehre und Forschung. Beide Seiten zu erleben ist eine wundervolle Erfahrung, die ich auf keinen Fall missen möchte.
Seit einigen Semestern absolvierst Du ein Doktoratsstudium und arbeitest an einer spannenden Dissertationsschrift zu frankophonen Literaturen. Darin spielen besondere Räume, geographische Räume mit großem Vorstellungspotential eine herausragende Rolle, richtig?
Genau, ich beschäftige mich mit französischen Reiseberichten aus dem 19. Jahrhundert, deren Autor:innen den südöstlichen Mittelmeerraum, insbesondere Nordafrika und den Nahen Osten, erkundet haben. Die Wüste ist hierbei weit mehr als das trockene Hinterland, da sie von einem Jahrtausende alten Geflecht an Handelsrouten, Verkehrswegen, Pilgerstraßen und Transportsystemen auf Flüssen durchzogen wird. Die Oasen, die grünen Juwele, stellen Orte des interkulturellen Austauschs dar. Zudem fanden in diesen Regionen viele koloniale Auseinandersetzungen statt: Die europäischen Großmächte beherrschten insbesondere ab der Mitte des Jahrhunderts zunehmend das Landesinnere. Somit stellt die Wüste jenen Raum dar, in dem sich die transmediterranen Beziehungen nach innen zu verweben beginnen und zugleich nach außen führen. Im Hinblick auf mein Dissertationsprojekt gehe ich unter anderem den Fragen nach, wie die Autor:innen die Wüste als eben jenen transmediterranen Raum wahrnehmen und auf welche sprachlichen Mittel sie rekurrieren, um die Wüstenlandschaften und die (non-)humane Umwelt literarisch zu ästhetisieren. Auch die Bedeutsamkeit der geo- und topographischen Merkmale (z. Bsp. Küstenlinien/-städte, Handelswege, Oasen) interessiert mich.
Als Doktorandin gehörst Du zum fakultären Forschungsschwerpunkt Transmediterrane Verflechtungen - Bewegungen und Beziehungen im Mittelmeerraum und darüber hinaus, dessen Co-Sprecher Herr Professor Schneider (Institut für Romanistik) ist. Konntest Du in der kurzen Zeit schon andere Wissenschaftler:innen aus dem Schwerpunkt kennenlernen und Dich mit ihnen vernetzen?
Wenngleich ich als Doktorandin erst seit Anfang Mai beim Schwerpunkt der GEWI-Fakultät dabei bin, wurde ich bereits bei einem Gesamtmeeting voller Herzlichkeit und Interesse an meinem Dissertationsvorhaben begrüßt. Zudem habe ich in den vergangenen Wochen an mehreren Meetings und an einem sehr produktiven Workshop meines Forschungsclusters teilgenommen. Bei diesen Treffen habe ich erste wichtige Kontakte mit den beiden anderen Doktorand:innen des Schwerpunkts und auch mit den Wissenschaftler:innen geknüpft, etwa mit Frau Dr. Trinkl vom Institut für Antike, die ebenfalls zum Hinterland arbeitet. Freilich sind die Forschenden in ihren jeweiligen Disziplinen tätig, doch zugleich stehen alle in einem stetigen fächerübergreifenden Austausch miteinander. Diese Interdisziplinarität des Schwerpunkts ist faszinierend und ich freue mich darauf, mich in den kommenden Jahren als Literaturwissenschaftlerin einzubringen.
Katharina Gerhalter
Linguistin mit Perspektivenwechsel
Du hast gerade ein Semester an der Universität Tübingen gearbeitet. Was waren deine Aufgaben in Tübingen und was nimmst du aus diesem Semester mit?
Ich habe im Wintersemester 2023/24 eine Karenzvertretung am Romanischen Seminar in Tübingen übernommen und die Juniorprofessur für romanische Sprachwissenschaft vertreten. Meine Aufgaben waren –wie in Graz auch– Lehre und Forschung im Bereich der Sprachwissenschaft. So habe ich ein Masterseminar über Varietäten des Spanischen in Amerika und ein Bachelorseminar über Bedeutungswandel im Spanischen und Portugiesischen gehalten.
Während dieses Semesters konnte ich mich außerdem inhaltlich und methodisch mit den Kolleg:innen vor Ort austauschen, mein aktuelles Forschungsprojekt vorstellen und diskutieren und daran weiterarbeiten. Viele Sprachwissenschaftler:innen an der Romanistik in Tübingen arbeiten, so wie ich, mit Korpusdaten, und zwar sowohl historischen Daten als auch Daten aus den heutigen gesprochenen romanischen Sprachen. Dieser intensive Austausch war sehr spannend und gewinnbringend.
Was genau untersuchst du in diesen Sprachkorpora eigentlich?
Ich beschäftige mich vor allem mit Fragestellungen aus der Pragmatik. Das heißt, ich untersuche beispielsweise, wie bestimmte Wörter oder Konstruktionen neue, aus dem Kontext inferierbare Funktionen entwickeln, die über das wortwörtliche Gesagte hinausgehen. Das wäre die historische Perspektive, für die ich Sprachdaten (das heißt, Sprachbelege) aus einer längeren Zeitspanne analysiere und auswerte. In meinem Habilitationsprojekt beschäftige ich mich mit sogenannten topikalisierten Infinitiven und vergleiche diese Struktur im Spanischen (z.B. trabajar sí que trabaja, pero...), Portugiesischen (z.B. poder podia ser, mas…) und Französischen (z.B. mais ça, pour chanter, elle chante !). Ich analysiere, welche Funktionen diese Konstruktion insbesondere in der gesprochenen Sprache hat und wie diese an bestimmte Kontexte gekoppelt sind. Die Sprachbelege, die ich dazu auswerte, stammen aus unterschiedlichsten Quellen: von altspanischen Bibelübersetzungen über große historische Referenzkorpora (z.B. Theaterstücke) bis hin zu Kochsendungen im Fernsehen und ChatGPT.
Warum sind Auslandserfahrungen und internationale Vernetzung wichtig? Du bist ja auch
Erasmus+-Koordinatorin für Spanien.
Genau, ich bin Ansprechperson für Studierende, die ein Semester oder ein Jahr in Spanien studieren wollen. Das wichtigste Argument dafür ist natürlich die Verbesserung der Fremdsprachenkenntnisse. Außerdem ist jede Auslandserfahrung ein Gewinn – auf persönlicher und professioneller Ebene! Man wächst über sich selbst hinaus und lernt nicht nur eine neue Kultur kennen, sondern gewinnt aus der Außensicht auch neue Perspektiven auf die eigene Kultur. Neben längeren Semester-Aufenthalten gibt es nun auch die Möglichkeit, für kürzere Aufenthalte (sogenannte Erasmus+ Blended Intensive Programmes) ins Ausland zu gehen. In diesem Rahmen freue ich mich besonders über die langfristige Kooperation mit der Universität Granada innerhalb des Arqus-Netzwerkes: so sei hier schon mal vorab verraten, dass es auch diesen Herbst für Grazer Studierende wieder die Möglichkeit geben wird, mit einem Erasmus+-Stipendium an einem einwöchigen Kurs in Granada teilzunehmen.
Ich finde, gerade der internationale Austausch macht die Romanistik lebendig, bringt uns in Kontakt mit neuen Forschungsergebnissen und vernetzt uns in Graz auf fachlicher und menschlicher Ebene mit der Welt. Manchmal muss man Graz dazu nicht einmal verlassen: die Welt kommt hin und wieder auch zu uns, und zwar in Form von Gastwissenschaftler:innen, Gastvorträgen, Summer Schools oder internationalen Tagungen.
Juliette Cherbuliez
Professeur invité
Qu’est-ce qui vous a motivé, qu’est-ce qui vous attire dans ce poste de professeur invité en Autriche ? Avez-vous déjà des liens avec l’Autriche ou l’université de Graz ?
Professeure de français aux États-Unis, je suis new-yorkaise d’origine suisse. Or, ma perspective sur le français a été depuis toujours « diasporique » et je me considère comme une sorte d’anthropologue du passé. Cette optique m’a permis une certaine liberté de pensée puisque l’histoire, les idées, les textes que j’étudie ne sont pas les miennes. Il m’a semblé donc très intéressant de continuer ce regard sur le français depuis l’Autriche, avec des collègues et étudiants francisant, mais non français. J’ai été particulièrement attirée par l’enseignement proposé par ce partenariat Graz-UMN. Travailler avec des étudiants européens m’apportera surement des idées nouvelles.
Quelles sont vos priorités actuelles en matière de recherche ? Quels sont les thèmes et les perspectives qui vous tiennent particulièrement à cœur dans l’enseignement ?
Mes recherches actuelles portent sur deux sujets distincts. D’une part, je continue à travailler sur le rapport entre violence et esthétique en temps de guerre (1620-1650). Par une approche intermédiale fortement influencée par les « performance studies », je cherche à mieux comprendre comment l’art — que ce soit le théâtre, la gravure, les écrits épistolaires ou les journaux/mémoires — propose un modèle d’engagement et d’intégration de la violence à travers des formes précises, telles que la tragédie politique ou les « quatres saisons » dans la peinture.
D’autre part, je m’interroge sur une question qui pourrait sembler à la fois plus théorique et plus actuelle : pourquoi continuer à étudier l’histoire des femmes ? Aux États-Unis et même en France, les disciplines historiques sont en péril, et le mouvement féministe pluridimensionnel et anti-essentialiste semble dénigrer la « femme » en tant que catégorie épistémologique. À quoi bon étudier l’histoire de cette catégorie ? Mon travail sur cette question m’a permis d’étudier des philosophes féministes de la première modernité jusqu’à aujourd’hui.
Comment pouvons-nous imaginer les études de langues et littératures romanes au Minnesota ?
A la différence de certains modèles européens où la philologie domine les études de langues et de littératures, aux E.-U, nous privilégions les approches philosophiques, sociologiques, intermédiales, et culturelles. Dans un département de français typique, vous trouverez des spécialistes formés en littérature, mais qui dans leur cours utilisent des approches et des sources très diverses : le cinéma, le théâtre, même l’histoire de l’art. L’enseignement est assez libre, et pour la plupart nous évitons les cours magistraux au profit d’une pédagogie plus variée et dynamique. Cela dit, je ne suis pas sûre que notre approche offre de meilleurs résultats !
Katharina Mitter
Erfolgreiche und ausgezeichnete Masterstudierende
Du hast dich in deiner Masterarbeit mit dem Lesen beschäftigt. Aus welchen Gründen hast du dich für dieses Thema entschieden?
Ich habe mich für das Thema Lesen entschieden, da ich selbst in meiner Freizeit sehr gerne und vor allem fremdsprachige Bücher lese. Einen weiteren Grund für die Themenauswahl stellte ein Seminar an der Universität Graz dar, welches ich vor dem Verfassen meiner Masterarbeit besuchte. In diesem Seminar wurde unter anderem das Thema "Extensive Reading" behandelt. Anschließend war ich in Spanien an einer Schule als Sprachassistentin tätig, an welcher tägliches Extensives Lesen einen Teil des Stundenplans ausmachte. Dies ermöglichte es mir, eine Studie durchzuführen. Im Zuge dessen ergab sich auch das Thema meiner Masterarbeit.
Du hast einen Teil der Daten in Spanien erhoben. Was rätst du den Studierenden, die im Ausland forschen möchten?
Um im Ausland zu forschen, empfehle ich vor allem, genügend Zeit für die Vorbereitungen einzuplanen, da sehr viele bürokratische Schritte abgewickelt werden müssen, um eine Studie oder ein Projekt durchführen zu können. Dafür musste bei der spanischen Bildungsdirektion ein detailliertes Ansuchen für die Genehmigung des Forschungsprojektes eingereicht werden. Da eine Rückmeldung bis zu 3 Monaten dauern kann, sollte dies in die Vorbereitungszeit eingerechnet werden. Ebenso ist es empfehlenswert, wenn man während der Durchführung persönlich vor Ort sein und das Projekt mitverfolgen kann.
Was nimmst du aus deiner Masterarbeit für deine eigene Unterrichtspraxis mit?
Im Zuge meiner Masterarbeit beschäftigte ich mich sehr ausführlich mit der Methode des Extensiven Lesens, weshalb ich diese nun auch in meinen eigenen Spanischunterricht einbauen und, wenn möglich, schulintern weiterführen möchte. Hinsichtlich der positiv ausfallenden Resultate des Leseprojektes und eines ebenso positiven Feedbacks der Schüler*innen, wurde mir vor Augen geführt, wie wichtig eigenständiges Lesen selbst ausgewählter Lektüren für die Lesemotivation und die Leseeinstellung beim Erwerb einer Fremdsprache ist.
Elke Höfler
Mensch, Maschine, Medien
Du bist Expertin für KI und berätst in dieser Hinsicht nun sogar das österreichische Bildungsministerium. Eine Frage, die man solch einer Expertin unbedingt stellen muss: Brauchen wir das menschliche Gehirn wirklich noch? Und wenn ja, wofür?
Eine spannende und gar nicht so einfach zu beantwortende Frage. Die Intelligenz in Künstlicher Intelligenz hat ja eigentlich wenig mit dem Verständnis von Intelligenz zu tun, das wir zum Beispiel durch sogenannte Intelligenztests vermittelt bekommen. Bei Künstlicher Intelligenz geht's - ähnlich wie beim menschlichen Gehirn - um neuronale Netzwerke und was diese zu leisten imstande sind, Datenanalysen zum Beispiel. Da spielen Algorithmen mit und auch eine gewisse Regelhaftigkeit. Wenn wir lernen, geht's aber nicht nur um Regelhaftigkeit und Algorithmen. Und das Verarbeiten von Sinneseindrücken, von Gefühlen, von Ironie und Sarkasmus oder der Ermessensspielraum für Ausnahmen von Regeln sind für eine KI aktuell noch schwierig.
Was das Erlernen von Fremdsprachen betrifft, scheiden sich bekanntlich die Geister in Sachen KI. Fluch oder Segen, dass sich mittlerweile Vieles per Algorithmus erledigen lässt? Die Zeiten des Vokabelhefts scheinen ja definitiv vorbei...
Ich glaube, es ist falsch, in Entweder-Oder-Schemata zu denken. Die KI ist Fluch und Segen zugleich. Sie schenkt uns neue Möglichkeiten der Kommunikation mit anderen oder der individuellen Förderung und kognitiven Entlastung. Sie zeigt uns aber auch auf, wo wir alte Strukturen neu denken sollten. Oder gänzlich verwerfen. Die Zeiten des Vokabelhefts sind nicht vorbei. Das Aufschreiben von übersetzten Begriffen in zwei Spalten aber schon. Wo ist der Kontext? Wo ist die Multimodalität? Das Handschreiben per se ist eine wunderbare Sache, die verschiedene Hirnareale aktiviert, die Motorik beansprucht und einer besonderen Koordination von Hand, Hirn und Augen bedarf. Die KI kann uns bei Visualisierungen helfen und bei den Kontexten. Sie ist ein Hilfsmittel. Wir müssen lernen mit ihr umzugehen. Verantwortungsbewusst und mündig.
Als Assistenzprofessorin für Sprach- und Mediendidaktik bereitest du Studierende auf den Beruf als Lehrpersonen vor. Du hast gewiss ultimative Tipps für Situationen, in denen im Klassenzimmer 30 Schüler:innen lautstark Wichtiges zu besprechen haben, der Beamer wieder nicht funktioniert, das Schul-Netzwerk abgestürzt ist und die letzten Reste Kreide gerade am Boden zertreten wurden...
Ein schönes Bild für einen guten Lernraum, denn Lernen meint Gespräch und Diskurs und Lernen ist das Anknüpfen an Vorhandenes, ist nach Piaget Akkommodation und Assimilation. Unterricht ist ja per se ein furchtbares Wort mit einer Oben-Unten-Metapher. Lernen passiert jedoch in Wahrheit auf Augenhöhe. Wenn die beschriebenen Medien auf den ersten Blick ausfallen, dann nehmen wir doch das wichtigste Medien und stellen es ins Zentrum: den Menschen. Es gibt viele Methoden, die ohne Medien funktionieren und den Diskurs befördern. Icebreaker zum Gewinnen der Aufmerksamkeit, Speed-Dating oder Elevator Pitch, World Café oder einfach ein Personenmemory. Eine kleine Fishbowl wäre auch möglich. Es gibt so viele Methoden, die für das Lernen gewinnbringend sind. Deshalb gebe ich "meinen" Studierenden auch immer den Rat mit auf den Weg: Habt einen Plan B, einen Plan C und einen Plan D - mindestens. Spielerische Zugänge funktionieren meistens - Activity in sechs Gruppen (bei den 30 Schüler:innen). Die Begriffe müssen die Schüler:innen in den Gruppen aus dem aktuellen Themengebiet schnell auf Kärtchen schreiben und in fünf Minuten kann es losgehen. Wenn man wirklich keine Kreide hat, kann man eben nicht an der Tafel zeichnen, aber auf einem Zettel geht's immer. Mediendidaktik ist so schön, weil sie das Analoge und das Digitale verbindet. Und damit optimal mit der Sprachendidaktik harmoniert.
Kurt Hahn
Literaturwissenschaftler und Institutsvorstand mit Vision
Wenn du deiner Familie dein wissenschaftliches Fach beschreiben müsstest, wie würde die Beschreibung ausfallen?
Lesen lesen lesen schreiben schreiben, lesen lesen lesen lesen schreiben schreiben schreiben, okay und dann noch ein bisschen gescheit daherreden (lacht)… Es ist wirklich ein großes Privileg, Literaturwissenschaft am Institut für Romanistik der Universität Graz zu betreiben und damit – in meinem Fall – die vielfältigen spanisch- und französischsprachigen Weltregionen in Geschichten und Fiktionen, in Texten oder Bildkünsten wie dem Film erkunden zu können. Folglich würde ich meiner Familie zu erklären versuchen: Literaturwissenschaftler:innen wie ich sind Menschen, die die Ausdrucksformen und Vorstellungswelten von Gesellschaften und Kulturen in Vergangenheit, Gegenwart und mitunter gar Zukunft (denken wir an die Science-Fiction-Literatur) entschlüsseln möchten. Verständlich? Na ja, ansatzweise.
Deine Vision: Aktuell bist du der Leiter des Instituts für Romanistik. Wo siehst du die Romanistik in fünf Jahren?
Ja, in der Tat, seit zwei Wochen darf ich das Institut für Romanistik der Universität Graz leiten, was mich außerordentlich freut und was gemeinsam mit ausgezeichneten Kolleg:innen sehr viel Freude bereitet. Die Romanistik ist natürlich mit all ihren Sprachen und Fachteilen (Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Fachdidaktik, Kulturwissenschaft und nicht zu vergessen die so wichtige Ausbildung in den romanischen Sprachen) die schönste Disziplin überhaupt, das versteht sich. „Disziplin“ ist indes gewiss der falsche Begriff; die Romanistik stellt vielmehr eine Art „Interdisziplin“ und „Transdisziplin“ dar, da sie die verschiedensteten Sprachen und Literaturen der globalen Romania in einen Dialog bringt und dabei die romanischen Kulturen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet. Auf gemeinsamem, auf verbindlichem Grund fußend, ist die Romanistik zugleich der Schauplatz von Diversität und Alterität schlechthin. Ebendiese interne Inter- und Transdisziplinarität zeichnet sie seit jeher aus, unterscheidet sie von den Einzelphilologien und muss unbedingt als ihre große Qualität im Vordergrund gerückt werden. Um in fünf Jahren erfolgreich und für Studierende attraktiv zu sein, muss die Romanistik sich gleichwohl auch erneuern und auf bis dato weniger beschrittenes Terrain wagen, keine Frage. Das meint die Aufnahme hochaktueller Fragestellungen wie die ökologischen und weltpolitischen Krisenszenarien oder die (medien-)technologischen Transformationen auf dem Feld der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz. Das impliziert allerdings auch eine kontinuierliche Befragung und Überarbeitung der Studienstrukturen und Studienangebote, damit diese zeitgemäß sind und den Erwartungshorizont heutiger österreichischer und internationaler Studienanfänger:innen adressieren. Jedenfalls zuversichtlich sehe ich die Romanistik in fünf Jahren dort, wo sie meines Erachtens sein sollte, im Herzen der Geisteswissenschaftlichen Fakultät und gleichzeitig vernetzt mit der Welt. Ist vielleicht eher ein Visiönchen…
Blicken wir in deine Zukunft: Welche Schwerpunkte in der Forschung möchtest du in Zukunft setzen?
Zweifelsohne werde ich auch künftig gewisse Sujets meiner bisherigen Forschung weiterverfolgen und sowohl zur französisch- und spanischsprachigen Lyrik der Modern/Postmoderne, zu transatlantischen Diskurs- und Texttransfers sowie zur vielschichtigen Medialität der Literatur arbeiten. Zeitnah intensivieren möchte ich meine Auseinandersetzung mit den Modellierungen des Komischen in der Literatur und in benachbarten Künsten bzw. Medien, kein Witz????; in diesem Bereich wirke ich am Aufbau eines kleinen Forschungsnetzwerks mit. Darüber hinaus – und das ist mir sehr wichtig zu betonen – haben mich Initiativen an unserem Institut und in der Fakultät sehr inspiriert. Gemeinsam mit V. Richter, einer hervorragenden Mitarbeiterin, veranstalten wir demnächst eine internationale Tagung zur Politik der Affekte auf der Theaterbühne, woraus sicherlich weitere Aktivitäten hervorgehen. Ferner freue ich mich sehr, am von U. Gärtner und von S. Schneider exzellent geleiteten Fakultätsschwerpunkt Transmediterrane Verflechtungen zu partizipieren und mich darin mit den globalen Dimensionen des Mittelmeers zu befassen. Nicht minder anregend ist es, mit wunderbaren Grazer Kolleg:innen über Transformationen des Humanen im Zeichen technologischer und ökologischer Umwälzungen nachzudenken und Denk-, Schreib- und Erzählweisen jenseits des Menschen oder zumindest jenseits des Anthropozentrismus durchzuspielen. Nicht zuletzt planen eine sehr geschätzte Wiener Kollegin und ich zurzeit ein gemeinsames Forschungsvorhaben; davon berichte ich aber besser noch nicht, denn man soll ja bekanntlich nichts ankündigen, was allererst im Werden ist, Tag vor dem Abend und so…. (lacht).
Verena Richter
Literaturwissenschaftlerin mit starker Liebe für Lateinamerika
Worin liegt für die Literaturwissenschaftlerin Verena Richter der Reiz von Lateinamerika?
Diesen Reiz würde ich in der Formel einer gewissen Nähe, die doch sehr fern ist, beschreiben (in sehr freier Aneignung und prosaischer Abwandlung von W. Benjamins Definition der Aura, wenn ich mir das erlauben darf...). Mit Nähe beziehe ich mich auf die Durchdringung lateinamerikanischer Literaturen und Kulturen durch europäische Muster, vor allem in der Kolonialzeit und der frühen Phase der Unabhängigkeiten im 19. Jahrhundert. Verbunden damit ist zugleich aber immer die Erfahrung kultureller Differenz, ohne damit in eine Exotisierung kippen zu wollen. Denn die lateinamerikanische Literatur- und Kulturgeschichte(n) funktionieren anders aufgrund des durch Kolonialisierung, Sklaverei und der damit verbundenen Zwangsmigration bedingten mestizaje verschiedener Kulturen sowie transkultureller Übertragungsprozesse. Daraus entsteht ein unglaublich faszinierendes Spannungsfeld – und oft auch ein anderer Blick auf europäische Narrative. Dabei darf man freilich nie das Leid und die Ausbeutung vergessen, die diese Prozesse für eine immense Menge von Menschen mit sich gebracht haben.
Die letzte Reise hat nach Buenos Aires geführt. Warum? Was nimmst du von der Reise mit?
In meinem Habilitationsprojekt gehe ich der Frage nach der Rolle des Theater am Río de la Plata, und vor allem in Buenos Aires, im Rahmen des lateinamerikanischen Nation Building nach. Aus diesem Grund habe ich mich im Sommer diesen Jahres (2023) auf den Weg über den Atlantik begeben, um an der Universidad de Buenos Aires in engeren Austausch mit Kolleg:innen zu treten, die sich mit dem hispanoamerikanischen Theater des 19. Jahrhunderts beschäftigen – im deutschsprachigen Raum gibt es leider kaum Forschung zu dramatischen Texten dieser Zeit. Neben dem Austausch hatte der Aufenthalt auch die Funktion, in den Bibliotheken und Archiven Dokumente zu recherchieren, auf die ich anderweitig keinen Zugriff gehabt hätte. Das betrifft in erster Linie nicht-digitalisierte Zeitungen, aber auch Manuskripte und Drucke von Theatertexten, die Anfang des 19. Jahrhunderts in Buenos Aires gespielt wurden. Von der Reise nehme ich wunderbare Begegnungen, vertiefte Einblicke in die frühe Theaterkultur im Buenos Aires des 19. Jahrhunderts sowie die Lust, ein zweites Mal für einen dann aber längeren Forschungsaufenthalt nach Buenos Aires zu fliegen – während des einen Monates bin ich auf unglaublich viel Material gestoßen, das ich so erst einmal nur zu einem sehr kleinen Teil sichten konnte.
Blicken wir in die Zukunft: Wohin für der nächste (literarische) Ausflug?
Der letzte Ausflug hat mich just letzte Woche nach Saarbrücken, an der Universität des Saarlandes, geführt. Janett Reinstädler, Professorin für Romanische Literatur- und Kulturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Hispanistik, hatte mich zu einem Gastvortrag im Rahmen Ihrer Einführungsvorlesung zu Lateinamerika eingeladen. Ich habe über mein Habilitationsthema gesprochen. Der nächste literarische Ausflug führt mich nach New York: auf meinem Nachttisch liegt gerade Los rostros de la salsa (2021) des kubanischen Autors Leonardo Padura. Es handelt sich um ein Interviewbuch mit den Protagonist:innen des Salsa, einer Mischung aus Rumba, afrokubanischem Jazz und Bossa nova, der auf kubanische Auswanderer in New York zurückgeht. Padura gelingt durch seine Interviews ein wunderbares Porträt dieser Musik und seiner Akteur:innen. Ein anderer literarischer Ausflug führt mich aber auch nach Frankreich, mit Les Années (2008) der französischen Nobelpreisträgerin Annie Ernaux, das schon lange auf meiner Bücherliste steht.
Laura Irouschek
Studierende, Preisträgerin des Prix de la Critique 2023
Was hat dich dazu bewogen, Französisch zu studieren?
Ich habe als Jugendliche die Liebe zu Sprachen entdeckt. Die Möglichkeit, sich in verschiedenen Sprachen unterschiedlich auszudrücken, die kulturellen und künstlerischen Dimensionen die Sprache in sich trägt, und der sozial-verbindende Aspekt der Kommunikation durch Sprache haben eine große Faszination in mir ausgelöst. Dazu, die französische Sprache im Spezifischen zu studieren, führte mich wohl auch vor allem meine Französisch-Lehrerin in der Oberstufe, die mich sehr inspirierte. Außerdem liebe ich die Sprachmelodie und die Sprachlaute des Französischen. Pour moi, c'est simplement la langue la plus belle du monde.
Was fasziniert dich an der französischen Literatur am meisten?
Ich bin von Literatur im Allgemeinen fasziniert. Diese Faszination wird vermutlich in einem engen Zusammenspiel der drei literarischen Wirkungen – der Unterhaltung, der Belehrung, und dem Wecken von Gefühlen –ausgelöst. Eine besondere Anziehung üben aber vor allem jene Werke auf mich aus, die ihre Ideen durch künstlerisch-metaphorische Passagen ausdrücken; denn für mich ist Literatur auch immer Kunst und Kreativität. Ich denke, dass die französische Sprache etwas sehr Artistisches, Ästhetisches und Sinnliches in sich trägt, was französische Literatur in dieser Hinsicht auch besonders strahlen lässt.
Wie fühlt es sich an, wenn man für einen Text ausgezeichnet wird? Welche Gedanken hattest du in dem Moment, als du vom Preis erfahren hast?
Wie die britische Schriftstellerin Anne Brontë in ihrem Roman The Tenant Wildfell Hall (1848, Chapter 9) schreibt: “Perhaps you cannot do it to satisfy yourself, but you may and do succeed in delighting others with the result of your endeavours.”
Ich persönlich habe meine Kritik – entgegen der ersten Hälfte dieses Zitats – selbst mit sehr viel Freude verfasst. Daher war es umso schöner zu erfahren, dass sich auch andere an dem Ergebnis erfreuen konnten. Und natürlich bringt eine solche Auszeichnung auch ein Gefühl von Stolz und Bestätigung mit sich. Ich erinnere mich, direkt im Moment der Inkenntnissetzung zum verliehenen Prix de la Critique 2023 unter anderem mit Worten geantwortet zu haben wie „Quel honneur […], je suis profondément touchée que ma critique ait été si bien reçue !“ In der Tat ein sehr erfüllendes Gefühl…
Elisabeth Hartl
Studienrichtungsvertreterin mit Herz und Verstand
Du studierst Romanistik, warum hast du dich dazu entschieden?
Meine Begeisterung für (Fremd)sprachen habe ich schon früh entdeckt. Bis heute bin ich meiner Englischlehrerin aus der Unterstufe dankbar, denn sie hat damals mein Talent erkannt und gefördert. Obwohl ich in der Oberstufe zwei romanische Sprachen, nämlich Französisch und Italienisch, gelernt habe, bin ich eher durch Zufall auf das Romanistikstudium gestoßen. Zum Glück! Schon bald habe ich gemerkt, dass es genau das Richtige für mich ist. Ich liebe Sprache vor allem deshalb, weil sie uns so viel ermöglicht. Wir können uns selbst ausdrücken und mit anderen kommunizieren, Klarheit oder Verwirrung schaffen. Für mich hat vor allem die Kommunikation eine besondere Bedeutung. Sie ist es, die uns ermöglicht Grenzen zu überschreiten: von unserer Heimat in die Welt, vom ich zum du.
Du hast die Funktion der Studienrichtungsvertreterin der Romanistik übernommen, was hat dich dazu bewogen?
Hier könnte ich eine längere Geschichte erzählen, aber versuche, mich kurz zu halten. Nach der ersten BiblioNight (Lange Nacht der Fachbibliotheken), habe ich mich mit einer Professorin über das Event unterhalten und es kam zur Sprache, dass es seit einiger Zeit keine StV mehr gibt. Es war ein längerer Prozess, aber ein Jahr später habe ich dann bei der ÖH-Wahl kandidiert. Seit 1. Juli 2023 ist nun seit langer Zeit wieder eine Studienvertretung Romanistik im Amt. Studieren funktioniert nur mit Studierenden und deshalb ist es so wahnsinnig wichtig, eine offizielle Vertretung zu haben. In meiner bisherigen Zeit an der Romanistik habe ich mir viel Wissen rund ums Studium angeeignet und möchte nun meinen KommilitonInnen tatkräftig zur Seite zu stehen, egal ob Ersti oder alter Hase.
Wo kann man dich finden und was kannst/möchtest du für deine Mitstudierenden erreichen?
Im Moment haben wir leider noch keinen fixen Raum, aber jeden Freitag von 9.30-14 Uhr steht uns der SR 33.3.074 zur Verfügung, wo wir nach Vereinbarung Sprechstunden abhalten. Sowohl Lehrende als auch Studierende können uns per E-Mail unter romanistik(at)oehunigraz.at erreichen. Wir haben außerdem einen Instagram-Account, wo wir Infos, Events und mehr teilen – auch dort kann man uns gerne eine DM schreiben. An unserer Website arbeiten wir im Moment noch, aber schon bald werden wir laufend Informationen hinzufügen. Ansonsten kann man uns jederzeit gerne persönlich ansprechen, wenn wir wie immer am Institut unterwegs sind!
Als Vorsitz der StV Romanistik möchte ich den Studierenden unseres Instituts eine starke Stimme und Anlaufstelle sein. Des Weiteren liegt es mir sehr am Herzen, die Studis untereinander zu vernetzen und die Gemeinschaft zu stärken, an der Romanistik, am WALL und bald auch über Fakultätsgrenzen hinaus! Wallnachten, unsere erste große Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der StV Übersetzen & Dolmetschen und EBW, war ein voller Erfolg und viele neue Events sind bereits in Planung – bleibt gespannt!
Flavie Pruniaux
Senior Lecturer und Sprachkoordinatorin für Französisch
Wie lange bist du bereits an der Uni Graz und wo hast du davor gearbeitet?
Seit gut 13 Jahren unterrichte ich Französisch als Fremdsprache an der Uni Graz. Meine allererste Lehrerfahrung in diesem Fach war ein zweimonatiges Praktikum im Jahre 2002 an der Sulkhan Saba Orbeliani Tbilisi State Pedagogical University in Georgien. Danach habe ich neun Monate lang als Praktikantin in der Kulturabteilung der französischen Botschaft in Belgrad gearbeitet. Das Projekt, für das ich verantwortlich war, bestand darin, den Französischunterricht an den nicht-philologischen Universitäten der serbischen Hauptstadt zu entwickeln. Diese beiden Erfahrungen bestärkten mich in meiner Berufswahl und ich arbeitete dann etwa drei Jahre in Seoul, Süd-Korea, zuerst an der Alliance Française und dann an der Sookmyung Women’ s University sowie im Institut français de Corée. Da ich aber nach Europa zurückkehren wollte, bewarb ich mich anschließend am Fachbereich Romanistik der Paris Lodron Universität Salzburg, wo ich vier Jahre lang als Lektorin tätig war. Seit 2010 bin ich am Fachbereich Romanistik an der Uni Graz angestellt.
Womit beschäftigt sich ein Senior Lecturer für Französisch genau an der Romanistik?
Der Schwerpunkt meiner Arbeit als Senior Lecturer liegt natürlich in der Lehrtätigkeit. Diese besteht sowohl aus schriftlichen wie mündlichen Unterricht sowie Grammatik. Da Sprachen immer eng mit der Kultur eines Landes verknüpft sind, biete ich auch Kurse im Bereich Kulturkunde an. Neben der Durchführung von kleinen Projekten und der Betreuung von Studierenden, besteht ein großer Teil meiner Arbeit darin, mein eigenes Unterrichtsmaterial zu erstellen. Dabei wird authentisches Material didaktisch aufbereitet. Ich versuche auch mit unterschiedlichen Materialien den aktuellen Bezug zur Forschung zu etablieren. Das reicht beispielsweise von Liedern über Werbespots oder Comics bis hin zu Pressezeichnungen und -mitteilungen. Dabei werden die pädagogischen Ansätze variiert und ich folge damit meiner “eklektischen Maxime”.
Einen großen Teil meiner Arbeitszeit nehmen natürlich auch Korrekturen in Anspruch und ich habe administrative Aufgaben zu erledigen, wie z.B. die Koordination der Sprachausbildung Französisch und des Erasmus-Programms mit Frankreich.
Welcher Aspekt deiner Arbeit ist für dich eine besondere Bereicherung?
Zweifelsohne: der Austausch mit den Studierenden. Wir haben alle ein gemeinsames Interesse: das Kennenlernen und Erlernen von fremden Sprachen und Kulturen. Aber selbstverständlich haben wir dabei unterschiedliche Ansätze, Erfahrungen und Interessen... Genau daraus entsteht aber ein fruchtbarer und spannender Austausch im Unterricht und darüber hinaus. Der Klassenraum wird so zu einem Ort des gegenseitigen Lernens. Wir teilen einen Alltag voller Entdeckungen, Projekte und Lernerfahrungen, und jede:r trägt dazu bei, den anderen/die andere zu bereichern.
Steffen Heidinger
Innovativer Linguist
Wie lange bist du bereits an der Uni Graz?
Ich arbeite schon recht lange an der Uni Graz. Ich hatte ab 2002 meine erste Stelle als studentischer Mitarbeiter in einem Forschungsprojekt von Prof. Martin Hummel. Von 2005 bis 2008 war ich in Stuttgart und Paris, um in einem deutsch-französischen Graduiertenkolleg mein Doktoratsstudium zu absolvieren. Nach dem Abschluss des Doktorats im Jahr 2008 bin ich wieder zurück an die Uni Graz gekommen. Seither forsche und lehre ich am Institut für Romanistik im Bereich der französischen und spanischen Sprachwissenschaft.
Was macht für dich die Faszination deines Forschungsgebiets an der Romanistik aus?
Für mich als Sprachwissenschaftler bieten die romanischen Sprachen in vielerlei Hinsicht ein faszinierendes Betätigungsfeld. Einige Beispiele:
- Nachdem die romanischen Sprachen über viele Jahrhunderte belegt sind, können wir untersuchen, wie sich die Sprachen im Verlauf der Zeit verändern.
- Die weite geographische Verbreitung (mit Kontakten zu zahlreichen anderen Sprachen und Sprachfamilien) ermöglicht die Erforschung von Sprachkontaktphänomenen.
- Die romanischen Sprachen weisen neben vielen Gemeinsamkeiten auch zahlreiche Unterschiede auf, anhand derer man untersuchen kann, welche sprachlichen Merkmale innerhalb von Einzelsprachen gemeinsam auftreten müssen und welche nicht.
Du hast ein interessantes fächerübergreifendes Projekt mit Kolleg:innen, kannst du mir kurz davon erzählen?
Ich bin Teil einer Forscher:innengruppe der Unis Graz und Wien, der Ende November 2023 ein großes Verbundprojekt mit acht verschiedenen Teilprojekten zugesprochen wurde (SFB: Language between Redundancy and Deficiency). In diesem Projekt untersuchen wir, inwiefern man Sprache angesichts ihrer Flexibilität (und der häufigen Sprachvariation) als regelbasiertes System auffassen kann. Besonders interessiert uns dabei, welche Relevanz die Faktoren Redundanz und Defizienz für diese Flexibilität haben.
Thomas Hollegger
Studienrichtungsvertreter mit Charme
Warum hast du dich für Romanistik entschieden?
Ich habe mich für Romanistik entschieden, weil ich eine Leidenschaft für die italienische Sprache, Kultur und Literatur habe. Das Romanistikstudium bietet einen einzigartigen Einblick in die reiche Geschichte, die faszinierende Kunst und die lebendige Kultur der romanischen Sprachen. Unsere Studienrichtung ermöglicht es, Sprachen zu erwerben, ein tiefes kulturelles Verständnis zu entwickeln und analytischen Fähigkeiten und Kreativität durch das Studium der Linguistik und Literatur zu fördern.
Was hat dich dazu bewogen, die Funktion eines Studienrichtungsvertreters der Romanistik zu übernehmen?
Ich habe mich entschieden, Teil der Studienvertretung zu werden, weil ich gerne aktiver Teil unserer akademischen Gemeinschaft sein möchte. Ich glaube, dass wir durch Zusammenarbeit und Austausch viel erreichen können. Mein Ziel ist es, einfach da zu sein, um eine Stimme der Studierenden zu sein. Ich möchte dazu beitragen, dass das Institut für Romanistik ein Ort bleibt, an dem sich alle willkommen und unterstützt fühlen.
Wo kann man dich finden und was möchtest du für deine Mitstudierenden erreichen?
Wir als Studienvertretung sind auf der Website https://oehunigraz.at/romanistik/ und auf Instagram unter @stvromanistik.grz zu finden, schreibt uns dort gerne eine Nachricht! Außerdem verbringen wir viel Zeit am Romanistikinstitut und werden auch dort direkt von euch angesprochen.
Wir organisieren regelmäßig Romanistik-Stammtische und sind euer Sprachrohr am Institut.