Zum 100. Mal hat am Wochenende vom 25. bis 27. Oktober 2024 die Deutsche Dante-Gesellschaft (DDG) getagt. Jedes Jahr treffen sich hier Menschen aus internationalem Kontext, um Vorträge zu Dante, seinen Werken und seiner Rezeption zu hören und um miteinander ins Gespräch zu kommen. Bereits 1865 aus einer Gruppe enthusiastischer Dante-Leser um den Juristen Karl Witte und unter der Schirmherrschaft des Königs Johann von Sachsen entstanden, widmet sich die DDG heute nach wie vor dem literarischen und kulturellen Erbe des italienischen Dichters. Als gemeinnütziger Verein bietet sie dabei allen ein offenes Forum, die sich für Dante interessieren. Mehr Informationen zur DDG finden sich auf der Homepage https://dante-gesellschaft.de/.
In diesem Jubiläumsjahr fand die Tagung am Gründungsort Dresden statt. Ausgerichtet wurde sie in Zusammenarbeit mit Maria Lieber und dem Institut für Romanistik der TU Dresden. Unter dem Rahmenthema „Dantes Sprachen“ behandelten die Vorträge zum einen die Göttliche Komödie – Winfried Wehle (Eichstätt) las Dantes Dichtung als eine „Liebessprache des Denkens“. Zum anderen stellte Paola Manni (Florenz) von der Accademia della Crusca mit dem Vocabolario Dantesco ein nicht nur für Wissenschaftler.innen überaus nützliches Großprojekt vor, das den in Dantes Gesamtwerk verwendeten Wortschatz digital erfasst und philologisch erschließt (verfügbar unter www.vocabolariodantesco.it). Michael Schwarze wiederum zeigte an dem mehrsprachigen Gedicht Aï faus ris, das Dante zugeschrieben wird, wie der Dichter Verse aus dem Französischen, dem florentinischen Italienisch und dem Lateinischen kunstvoll zu einer Kanzone komponiert. Über das Hebräische bei Dante sprach Saverio Campanini (Bologna). Das ausführliche Programm und weitere Fotos der Tagung finden sich auf https://dante-gesellschaft.de/impressionen-der-jahrestagungen/
In Dresden ließ es sich bei schönem Wetter auch jenseits der Vorträge prächtig tummeln – Konzerte, Stadtrundgänge und ein Besuch von Schloss Weesenstein, Sitz des damaligen Königs von Sachsen, zeigte die Stadt unter dem Vorzeichen Dante von ihrer schönsten Seite. Die warme Gastfreundschaft von Frau Maria Minkner und dem Team der katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, deren Räumlichkeiten die DDG nutzen durfte, mitten im repräsentativen Herzen der Stadt an der Elbe, trug zur guten Stimmung bei.
Ich selbst war vor Ort als Mitglied des DDG-Vorstands, der traditionell vor der Jahrestagung seine Sitzung abhält. Als Herausgeberin des Mitteilungsblatts Il Novo Giorno (https://dante-gesellschaft.de/mitteilungsblatt-novo-giorno/) war es mir in diesem Jahr ein besonderes Vergnügen, Gäste wie Paola Manni, Ralf Christoph und Josephine Klingebeil zu einer kurzen Kommentierung einer selbst gewählten Stelle in Dantes Werk auf das Sofa der Bibliothek im Haus der Kathedrale einzuladen. Die Interviews werden in der kommenden Ausgabe des Novo Giorno nachzulesen sein. Das jährlich erscheinende Mitteilungsblatt informiert über Veranstaltungen rund um Dante und sein Werk. Außerdem publiziert es Kurzbesprechungen, literarische und essayistische sowie persönliche Beiträge zu Dante. Einsendungen und Vorschläge sind bis zum 31. Januar jedes Jahres herzlich willkommen!
Andrea Renker